Extrakapitel Papa 2.0

Spaß à la Felix

Mein Sohn ist eine ausgesprochene Frohnatur. Es sei denn, er ist müde, hat Hunger, ist krank … na ja, wie sein Vater halt.
Das Gute bei Kindern jedoch ist, dass ihnen ein kleines Nichts reicht, um richtig viel Spaß zu haben. Als Baby zum Beispiel war sein größtes Vergnügen, sich unter einem Spucktuch zu verstecken und dann »gefunden« zu werden.
Heute hat er sich auch was Lustiges ausgedacht. Ich stecke mitten in den Umzugsvorbereitungen, packe ein, um und wieder aus – und verstecke die fertigen Kisten ganz schnell im Keller, weil sonst meine Liebste nicht müde wird, alles noch einmal auf den Kopf zu stellen.
Ich will gerade die nächste Kiste packen und stehe mit einem Arm voll Bücher über dem geöffneten Karton, als mein Blick hineinfällt.
»Felix!«
Von unten herauf strahlt er mich an. Während ich weggesehen habe, hat er sich und ein halbes Dutzend Kuscheltiere in der Kiste platziert und es sich gemütlich gemacht.
„Komm schon, raus da“, bettele ich, während ich den Bücherstapel im Arm balanciere. Keine Reaktion.
„Bitte, schnell“, bettele ich erneut und wieder lacht er mich an.
Mir bleibt also nichts anderes übrig, als den Stapel neben der Kiste abzusetzen und ihn rauszusammeln und alle Stofftiere mit.
„Nein, kleiner Mann, nicht wieder in die Kiste.“ Jedes Teil, das ich raussammele, wirft er mit größter Begeisterung wieder hinein. Es wird ein regelrechter Wettstreit, bis ich ihn schließlich fange und durchkitzele, was ihn natürlich nur umso mehr anspornt, „mir zu helfen“.
Okay, am Ende kriege ich auch diese Kiste gepackt.

Nach einem weiteren Gang ins Untergeschoss komme ich wieder in die Wohnung und finde den kleinen Mann nicht mehr. Ist ja nichts Neues und schockt mich auch nicht. Da ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte, die Balkontür ebenfalls zu ist und auch die Schlafzimmertür, hinter der die Mama ruht, unberührt ist, kann er ja nicht weit gekommen sein.
Ich blicke mich also um und baue mir nebenbei den nächsten Karton auf.
Er ist nicht zwischen den Möbeln oder hinter den abgebauten Regalen, weder im Bad noch in der Küche, und auch unter dem Wohnzimmertisch sitzt er nicht. Aber kichern tut er.
Ich muss schmunzeln. „Na Großer, wo bist du denn?“
Wieder giggelt es.
Ich drehe mich langsam um, sehe aus dem Augenwinkel die Kühlbox und gehe über sie hinweg, denn sie ist zu klein, als dass er sich dahinter verstecken könnte … Wieder lacht es – und zwar genau aus der Richtung.
Mein Blick flippt zurück zu der kleinen grünen Kiste. Nee, er kann doch nicht … Ich trete einen Schritt weiter ran und nehme den Deckel von der Kiste. Und zucke zusammen: Mein Sohn hat sich wie ein Minischlangenmensch in die Kiste gefaltet – inklusive Teddybär – und lacht über das ganze Gesicht. Okay, er kann sich auch wirklich nicht rühren, aber Spaß hat er ganz offensichtlich. Nur das Packen dauert mit ihm unwesentlich länger.

Ich finde auch den ersten Ausflug auf den Rummel großartig. In meiner Naivität als Jungpapa hab ich gedacht, dass Kinder Karussellfahren spitze finden. Nun ja, wohl nicht in der ersten Runde.
Meiner jedenfalls umklammert mit einer Intensität das Lenkrad seines Wagens und starrt so konzentriert geradeaus, dass man meinen könnte, er wäre ein NASA-Testpilot. Nun gut, die erste Runde geht vorüber ohne das leiseste Anzeichen von Freude auf seinem Gesicht.
Ich blicke auf die anderen zwei Chips ins meiner Hand und verfluche meinen inneren Sparfuchs. Als ich den Junior jedoch aus seinem Auto retten will, begegne ich ungeahntem Protest. Und zwar mit Händen und Füßen.
Also lasse ich ihn eine weitere Runde fahren – ebenso stoisch, ebenso fixiert. Aber auch nach dieser Runde will er nicht aussteigen. Am Ende fährt er zehn Runden, bevor ich ihm den Geldhahn zudrehe, und redet den ganzen Abend von nichts anderem mehr als von „Russel fahren“.
Also für mich sieht Spaß ja anders aus, aber anscheinend hab ich bei ihm einen Nerv getroffen.

Mal sehen, was ihm das nächste Mal gute Laune bereitet. Kinder, so leicht glücklich zu machen …